Eine Einladung vom Leben

Me, SU
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17. August 2020

Seit 25 Jahren lebe ich überwiegend am Meer. Ich liebe das Meer. Was nicht heißt, dass ich immer seefest bin. Ganz und gar nicht. Doch die Delfine und Wale haben es immer wieder geschafft mich aufs Meer zu locken. Schnell war ich ihrer Faszination erlegen. Ich wollte sie treffen, sie erleben, sie genießen und ihnen nah sein.

Begegnet bin ich ihnen das erste Mal im November 1993. Ich war von einem Freund eingeladen eine Woche auf den Kanaren zu verbringen. Diese besondere Woche stand im Zeichen der Interspezies Kommunikation und fand auf einem wunderschönen Zweimaster Segelschiff ganz aus Holz statt, das in der Türkei vom Stapel gelaufen ist. Ich hatte keine Ahnung, dass ich mit einem ansteckenden Virus in Kontakt kommen sollte.

Wir flogen nach Teneriffa Süd. Übernachteten eine Nacht in Playas Las Americas. Na, Mahlzeit.

Wer diese Gegend kennt, weiß, dass sie großen Hotelbettenburgen mit überwiegend britischem Publikum besteht. Okay, für eine Nacht geht das schon mal! Am nächsten Tag sollten wir ja im Hafen von Los Cristianos an Bord gehen. Doch einige Tage zuvor gab einen Sturm und es stand noch viel Welle auf dem Meer. D.h. wir wurden zwar im Hafen von Los Cristianos in Empfang genommen, aber fuhren dann mit dem Auto nach Santa Cruz 80 km in Nordosten der Insel, wo das schöne Schiff namens Kairos sicher im Hafen lag.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Mit diesem Schiff. Immer noch kann ich die Holzplanken unter meinen Füßen spüren. Holzschiffe haben einfach ein wenig mehr Seele!

Nach einer Nacht im Hafen begann das Abenteuer Seefahrt für uns. Und der Test der Seefestigkeit, den ich leider nicht bestand. Ich war mindestens 3 Tage durchgehend seekrank. Und lag tagsüber meist auf einer Matte auf dem Deckshaus.

So habe ich zumindest mitbekommen, wenn Delfine und oder Wale in der Nähe oder gar sehr nah am Boot waren. Seekrankheit hat etwas sehr Existentielles und die Symptome sind nicht nur Übelkeit, meist auch Sprachlosigkeit und Desinteresse an allem, was um einen herum passiert.

Zum Glück war es bei mir anders. Denn, wann immer wir Delfine oder die vor Teneriffa heimischen Pilotwale trafen, war das Unwohlsein für einige Momente vergessen und wich einem freudigen und staunenden Interesse für die Meeressäuger, denen ich hier das erste Mal begegnete. Ich war infiziert!

Spannend fand ich auch, dass einige der TeilnehmerInnen zu ihnen ins Wasser gingen und versuchten mit ihnen Kontakt aufzunehmen, was – soweit ich mich erinnere – mal mehr und mal weniger klappte.

Mir persönlich blieb in Erinnerung, dass alles andere unwichtig war, wenn sie in der Nähe waren.

Nach 3 Tagen – wir waren mittlerweile vor La Gomera angekommen – freuten wir (meinem Freund ging es nicht wesentlich besser) und darauf an Land zu gehen und endlich mal wieder etwas zu essen.

Dann saßen wir in einem einheimischen Lokal in San Sebastian und waren gerade mal bei der Vorspeise Oliven angekommen, als uns klar wurde, dass aus dem Essvergnügen heute nichts werden würde: Das ganze Restaurant schwankte, der Stuhl, der Tisch – alles bewegte sich. Wir waren landkrank!

Dann doch lieber wieder zurück an Bord! Mehrfach dachte ich während dieser langen Woche: Im nächsten Hafen gehe ich von Bord. Das Unwohlsein, das permanente Schaukeln, die für mich damals etwas bizarre Zusammensetzung der Teilnehmer und Schiffscrew (eine ZEGG Veranstaltung mit Sabine Lichtenfels und Dieter Duhm), ihre Zusammentreffen und Themen, ich fand alles sehr merkwürdig. Sie mich wiederum vermutlich auch.

Doch dann hatten wir wieder eine Begegnung mit den Pilotwalen, die nah am Boot waren oder Delfine ritten in der Bugwelle des Bootes und ich konnte irgendwie nicht von Bord gehen…

Wie gut, dass ich blieb, sonst hätte sich die langjährige Freundschaft zwischen dem Kapitän des Schiffes und mir nicht entwickeln können. In der Abschlussrunde am letzten Morgen haben wir uns „entdeckt“. Er war der einzige der Schiffscrew, den ich wirklich spüren konnte und bei dem ich das Gefühl hatte, irgendwie verstanden zu werden mit meinem Feedback.

Diese Freundschaft zu ihm besteht seit 27 Jahren. Sie wird von der gemeinsamen Liebe zu den Delfinen und Walen genährt. Eine Freundschaft auf einer tiefen Seelenebene, die keine Worte braucht. Eine schimmernde Perle in meinem Leben.

Bevor ich an Bord gingen hatten mir einige Freunde gesagt: Hey, dann chartere doch das Schiff für das kommende Jahr und dann machen wir gemeinsam eine Reise. Gute Idee, dachte ich. Gesagt, getan.

 

Mit meinen ersten Delfin- und Walerlebnissen und einem Chartervertrag über 18.000 DM für das nächste Jahr im Gepäck ging ich am Ende der Woche (!) im Valle Gran Rey auf La Gomera von Bord. Mein Freund flog nach Hause und ich konnte in einer weiteren Woche an Land die Ereignisse meiner ersten Segelreise verdauen.

Natürlich nicht, ohne eine weitere Tour aufs Meer zu machen. Es war eine Südküstentour vom Valle Gran Rey nach Santiago auf einem wunderschönen Holz Boot namens Ascension del Señor. Es war eine großartige Tour mit Kapitän Peter.

Erstens war mir nicht schlecht! Zweitens trafen wir eine Gruppe stattlicher Großer Tümmler, die in der Bugwelle des Bootes schwammen und sich dabei immer wieder auf die Seite drehten und hochschauten. Ich bin mir sicher, dass sie mir zugezwinkert haben, in dem Wissen, dass sie mich hier noch öfter sehen würden…

Ein Teilnehmer der Tour ging zu den Delfinen ins Wasser und schwamm mit ihnen… er fragte mich, ob ich es auch probieren möchte. Doch irgendwie war ich noch nicht bereit. Aber in mir war die Gewissheit: Bald, schon bald werde ich euch auch im Wasser besuchen! Ich spürte ein tiefes Vertrauen, zu wissen, wann der richtige Moment dafür gekommen ist.

Ich verbrachte interessante Tage an Land, lerne spannende Menschen kennen und war da, wo Freunde von mir schon vor Jahren überwintert haben. Damals wusste ich nur, dass diese Inseln, wo der ewige Frühling herrscht und die sich damit hervorragend zum Überwintern eignen, irgendwo vor Afrika liegen.

Jetzt war ich selbst dort und die Delfine und Wale waren in mein Leben getreten und hatten nicht vor mich so schnell loszulassen.

Im April 94 flog ich zu meinem Geburtstag eine Woche nach La Gomera. Mit dem Mann, der als erster Ausflüge zu den Delfinen auf La Gomera angeboten hat, war ich in Kontakt geblieben. Ich fuhr täglich mich ihm aufs Meer. Ich saß ganz vorne auf dem Bug und sog das wunderschöne Blau des Meeres in mich. Delfine sahen wir keine. Aus heutiger Sicht ist es unvorstellbar im April vor La Gomera keine Meeressäuger anzutreffen. Mit ganzjährigen Sichtungsraten von 95% im letzten Jahr sogar mit 98% kommt einem das schon komisch vor. März und April sind normalerweise die besten Monate für Delfin und Walbegegnungen mit einer Sichtungswahrscheinlichkeit von 98%.

1994 war es in jedem Fall anders! Dennoch ich liebte es vorne auf dem Boot zu sitzen und die Weite und das Blau in mich aufzunehmen. Es war als hätten meine Zellen das gebraucht.

Die Woche am Meer verging schnell und ich musste mich darum kümmern, dass das Segelschiff, dass ich für den Herbst für die Freundestour gechartert hatte, voll wird.

Als der Termin näher rückte, hieß es von den Freunden, die sich für den Segeltörn stark gemacht hatten: „Ach, mal sehen, weiß nicht, vielleicht…“ Alarmstufe ROT

Es gab Handlungsbedarf. Immerhin hatte ich 18.000 DM zu zahlen. Also legte ich los und rekrutierte andere Freunde und Bekannte mit mir diese Segelreise auf den Kanaren zu machen.

Der Plan ging auf und das Schiff wurde voll! Puh…

(Natürlich begann alles auch mit Deck schrubben… ;-))

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Das war auch der Anfang meines Reisebusiness. Denn diese erste Segelreise war so schön und wir hatten eine wirklich tolle Zeit – vor allem mit den Pilotwalen – vor Teneriffa (es gab nur sehr wenig Boote vor Ort – Whale Watching war noch kein boomender Tourismuszweig), dass klar war: So eine Reise muss noch einmal stattfinden.
Es gab einige Schlüsselmomente mit den Pilotwalen während dieses Törns. Besonders eine ist mir im Herzen: Wir waren alle ausgiebig mit den Walen geschwommen, glücklich erschöpft an Bord zurückgekehrt, wir begannen zu singen und die Pilotwale lagen – wie in einem Konzertsaal – aufgereiht neben dem Schiff bis zum Sonnenuntergang…

Und im drauf folgenden Jahr gab es gleich zwei Segelreisen. Und die Wellenreiter Reiseagentur war gegründet. Das Leben hatte mich eingeladen MEERZEIT mit Delfinen und Walen zu verbringen – und andere Menschen mit diesem Virus zu infizieren. Nie wäre ich von allein auf diese Idee gekommen…

 

 

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