Was kann ich bewegen?
Dies sind nur meine unvollständigen Gedanken und Einsichten zu einem komplexen Weltgeschehen, die zum Hinterfragen, Reflektieren und Wirken lassen anregen sollen.
Für mein Gefühl ist es in dieser Zeit wichtig, in der Lage sein zu können verschiedene Perspektiven einzunehmen. Dies ist ein integraler Ansatz, der sich auch in meinen Sessions und unseren Delfinstrategien widerspiegelt und den ich für außerordentlich wertvoll halte.
Rechthaberei ist eine Sackgasse
Sind wir in der Lage verschiedene Perspektiven einzunehmen und diese vielleicht nachzuvollziehen? Und das muss nicht bedeuten, dass wir diese dann gutheißen.
Sind wir fähig integral hinzuschauen und einfach nur zu erkennen, dass eine Situation facettenreich und komplex ist? Differenziert betrachten?
Schnell sind wir im Schwarz/Weiß Film, wissen wer oder was Gut, wer oder was Böse ist. Der Feind ist immer schnell ausgemacht. Unser Gehirn liebt energiesparende Einfachheit. Komplexe Situationen, die ergebnisoffen und perspektivreich beleuchtet werden, fordern von unserem Gehirn viel und verbrauchen deutlich mehr Energie.
Schnellschüsse vermeiden
Geschehnisse im außen sind immer auch die Chance, die eigenen Trigger und Aktivierungen (was mir die Knöpfe drückt, wo ich sauer werde, wenn ich mich ohnmächtig fühle) im Nervensystem zu erkennen, zu fühlen (das ist das wichtigste!) und im Bewusstsein zu halten.
Am besten geschieht dies in Contact – im wachen, präsenten Zusammensein mit einem anderen Menschen oder in einer gleichgesinnten Gruppe.
Es braucht nicht immer sofort eine Lösung. Sich in „ich weiß es im Moment auch nicht“ fallen zu lassen, ist oft ein guter und gesunder Raum, aus dem delfinische Lösungen/Sichtweisen aufsteigen können.
Und ja, es stimmt: Es ist mühsamer und anspruchsvoller, wenn man ggf. selbst recherchieren muss, um andere Standpunkte/Zusammenhänge zu finden, Fakten für sich selbst zu checken (nicht von sogenannten Fakten Checkern, denn auch da müsste man wieder schauen, von wem sie finanziert werden).
Medienintelligenz ist gefragt
Damit sind wir beim nächsten Stichwort. Wo informiere ich mich? Habe ich verschiedene Quellen? Dies halte ich in der heutigen Zeit für sehr wertvoll. Unterschiedliche Informationsquellen geben mir automatisch andere Perspektiven und ich kann dann auf meinen gesunden Menschenverstand zurückgreifen, auf meine Intuition, was in mir resoniert und mir auf dieser Basis eine eigene Meinung bilden.
Spaltung in uns führt zu Spaltung im Außen
Ein anderer Aspekt ist die Spaltung, die sich besonders in Krisenzeiten zeigt. Spaltung im Außen kann nur passieren, wenn etwas in uns abgespalten ist. Etwas, was außerhalb unseres Fühlspektrums liegt. Ich kann Menschen (Z.B. Juden, Migranten, Frauen, Ungeimpfte, Russen etc.) nur ausgrenzen, wenn ich einen Teil von mir abgespalten habe.
Dies kann uns nur über einen gemeinsamen Raum, über das Miteinander bewusst werden. Das ist bei fast allen Menschen so – und dies ist weder Vorwurf noch Kritik sondern der Hinweis auf wertvolle, sinnmachende Überlebensstrukturen, die meist in unserer frühen Kindheit entstanden sind.
Es gilt diese zu ehren und zu wertschätzen, denn sie haben uns hier zu diesem Moment im Hier & Jetzt gebracht.
Als Erwachsene stehen uns diese Strukturen fast immer in Weg. In manchen Momenten reagieren wir dann wie dieses Kleinkind, was damals nicht das bekommen hat, was es brauchte. Wir alle kennen bestimmte Trigger und Knopfdrücker. 😉. Meist hat das mit Wut oder Ohnmacht zu tun.
Die gute Nachricht ist, dass unser Nervensystem im Hier & Jetzt, im Miteinander – in Contact – neue Erfahrungen machen und lernen kann, sich neu zu verschalten. Es ist ein Weg, um wieder mehr im eigenen Leben zu agieren und bewusst zu wählen.
Zuerst ist ein Bewusstwerdungsprozess, dass mir bestimmte Situationen oder Nachrichten einfach die Knöpfe drücken. Es geht darum, dies überhaupt erstmal zu bemerken.
Ressource Fühlen
Wir Menschen haben die großartige und intrinsische Fähigkeit einander zu fühlen. Dieses gegenseitige Fühlen ist eine fantastische Ressource und ein Weg, um wieder mehr Frieden auf Erden zu schaffen. Menschen fühlen. Menschlichkeit spüren. Einen Menschen mit seinen Gefühlen – seinen Sorgen, Ängsten, Nöten – wahrnehmen. In Contact sein. Sich gegenseitig Präsenz im Menschsein mit allen Unvollkommenheiten schenken. Das ist so kostbar und heilsam. Und ein Weg.
Die Welt sortiert sich neu. Und in diesem Sortierungs- und Wandelprozess gibt es immer mehr Initiativen und Gruppen, die diese Qualität und Perspektive in das derzeitige Weltgeschehen bringen. Denn ich gehe davon aus, dass jedem Menschen, der diesen Text liest, klar ist, dass Frieden in uns anfängt und Menschlichkeit wieder an die erste Stelle rücken darf – immer nur umzusetzen, was technisch möglich ist, ohne Sinn, Werte und Ethik einzubeziehen, hat uns an einen Abgrund gebracht. Geld, Einfluss, Machtkonzentration, Patente, Abhängigkeiten, Ausbeutung von Ressourcen sind uns über den Kopf gewachsen. Das System hat sich verselbstständigt.
Geschichte wiederholt sich
So wie wir als Individuen Überlebensstrukturen aus früheren Verletzungen und Traumata aufgebaut haben, so haben wir dies auch als Gesellschaft, als Staat getan.
Deswegen wiederholt sich Geschichte so oft. Da ich seit einigen Monaten tief in das Thema des kollektiven Traumas eingetaucht bin im Rahmen eines Trainings, finde ich es sehr wertvoll auch aus dieser Perspektive zu schauen.
Wir sind alle Kriegskinder. Viele Großväter meiner Generation sind im Krieg geblieben. Meiner ist übrigens auch nie aus Russland zurückgekommen. Meine Mutter hat fast keine Erinnerung an ihn.
Ich persönlich wurde in die Zeit des kalten Krieges geboren. Als ich vor einiger Zeit in meinem Nervensystem den Satz „der Russe ist der Feind“ fand, war ich geschockt. Mein Leben lang hat diese Überzeugung in mir gewirkt, ohne, dass ich bemerkt hatte, dass es ihn gibt, weil ich in dieses Wasser des kalten Krieges hinein geboren wurde. Und ein Fisch hinterfragt die Qualität des Wassers wohl selten.
Was ich sagen will, ist, dass es keine Aufarbeitung des zweiten Weltkrieges mit 6 Millionen (!) toten Juden gibt und 24 (!!) Millionen gefallenen Russen und eines weiteren wahnsinnigen Kollateralschadens.
Geschützte Räume für Integration statt Abspaltung
Und das ist auch nicht so einfach, denn es geht nicht um eine kognitive Aufarbeitung, die zum Teil ja auch stattgefunden hat. Dies braucht einen sicheren und geschützten professionellen Rahmen.
Diese Themen und Ansätze drängen jetzt auf Grund der Weltlage ins Bewusstsein.
Jetzt erst ist die Zeit reif, dass Gruppen sich diesen Themen widmen und wir zu einer trauma-informierten Gesellschaft werden.
Und ich betone noch einmal, nichts ist falsch an diesen Überlebensmechanismen – das Thema ist, dass sie nur bis zu einem Zeitpunkt dienlich waren – individuell wie kollektiv – und später uns persönlich im Weg stehen und auch als Gesellschaft behindern, lebendig, nachhaltig, weitblickend, inkludierend zu agieren und bewusst zu gestalten.
Weiterhin führt dies meist dazu, dass wir auf der Innovationsbremse stehen. Lösungen für die Herausforderungen dieser Zeit gibt es, sie sind schon im Feld.
Doch solange wir aus den Strukturen unserer Vergangenheit reagieren, können wir im JETZT das Morgen nicht kreativ gestalten.
Es ist ein Bewusstwerdungs- und Reifungsprozess, der gerade massiv beschleunigt wird, durch die Geschehnisse in der Welt. Wie großartig wäre es, wenn die Menschheit eines nahen Tages aufhören würde, die Geschichte ständig zu wiederholen und vor allem aufhören unsere Familienmitglieder – denn wir sind eine Erdenfamilie – zu bekriegen.
Also was kann ich tun, wie kann ich beitragen?
Den größten Hebel habe ich, in dem ich meine Aktien, meine Anteile aus der kollektiven Suppe hole und mich den eigenen Prozessen stelle. Bei mir anfange und mich dem Frieden in mir und meinem Umfeld widme.
Ich kann mir Fragen stellen: Wo führe ich meine kleinen Kriege jeden Tag?
Ist die Strenge mit mir selbst, nicht auch ein Krieg? (Mein Thema!)
Wo zündele ich immer mal wieder? Gieße Öl ins Feuer? Kann ich mit Freunden, Nachbarn und Kollegen in Frieden sein oder mit Initiativen, die nicht meiner Meinung entsprechen?
Mich meinen Triggern und unangenehmen Gefühlen stellen.
Medienintelligent sich aus verschiedenen Kanälen zu informieren und ein eigenes Bild machen. Überlegen, was ich praktisch tun kann.
Das Thema des individuellen und kollektiven Traumas in Dir wirken zu lassen.
Ich verlinke unten weitere Infos, zu dem, was ich in diesem Beitrag nur anreißen konnte.
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Wir freuen uns auf Contact mit DIR!
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Global Social Whitnessing Calls für Brennpunkte und Krisengebiete
https://pocketproject.org/global-social-witnessing/
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Integrale Weltsicht nach Ken Wilber
Vortrag „Medienkompetenz“