Wale mit besonderen Bedürfnissen
Auch in Delfinschulen und Walgesellschaften gibt es Mitglieder mit besonderen Bedürfnissen.
Ganz im hawaiianischen Ohana Sinne „Niemand wird zurückgelassen“ sind sie in die Gemeinschaft oder gar in verschiedene Gruppen integriert. Bemerkenswerte Geschichten, die das Meeresleben hier schreibt.
Einer von ihnen ist Stumpy
Seine Geschichte ist berührend, nicht so sehr, weil dieser männliche Orca behindert ist, sondern vor allem, weil sie die unglaubliche Solidarität zeigt, die zwischen Orcas besteht. 1996 entdeckten Forscher in einem norwegischen Fjord ein junges Orca-Männchen, etwa ein Jahr alt. Ihm wurde die Rückenflosse abgeschnitten und die Wirbelsäule verkrümmt. Seine Behinderung resultiert aus einer Bootskollision. Sie nannten ihn “ Stumpy“.
Für die Forscher, die ihn entdeckten, hatte er keine große Überlebenschance: Auf Grund seiner körperlichen Verfassung war er nicht in der Lage zu jagen. Da sie ihn viele Jahre lang nicht mehr sahen, hielten die Forscher ihn für tot.
Ein großer Schritt für ein Muttersöhnchen
Erst 2002 taucht Stumpy in norwegischen Gewässern wieder auf. Erstaunlicherweise ist Stumpy nicht in seiner ursprünglichen Schule an der Seite seiner Mutter geblieben, sondern er geht von Gruppe zu Gruppe und wird von seinen Artgenossen gefüttert.
Sein Zustand erlaubt es ihm nicht, zu jagen, andere Orcas scheinen sich abzulösen, um Beute für ihn zu machen und ihm so das Überleben zu ermöglichen. Meeresbiologen haben mindestens fünf verschiedene Gruppen identifiziert, die Stumpy helfen und den Hering, den sie jagen, mit ihm teilen.
Eines Tages beobachtet der Ketologe Tiu Simil zwei Weibchen, die Stumpy jeweils einen Hering bringen: „Die anderen Orcas wissen, dass Stumpy Hilfe braucht, und sie helfen ihm.′′ Ihr Respekt für Stumpy hört damit nicht auf: Die anderen Orcas schützen ihn auch vor Booten, indem sie ihn fernhalten, wenn diese vorbeifahren. Der junge Orca war wahrscheinlich nicht in der Lage, große Entfernungen zurückzulegen und einer einzigen Gruppe zu folgen, was erklären würde, warum Stumpy zeitweise bei verschiedenen Subgroups gesichtet wurde. Er wurde zuletzt 2008 vor Australien gesehen.
Sira
2013 beobachtet Rainer Schimpf, Fotograf und Whale Watching Guide vor Port Elizabeth, Südafrika, einen Orca-Pod, in der ein schwer behinderter Orca lebt, dem die Rückenflosse und die rechte Brustflosse fehlten. Sie wurde auf den Namen Sira getauft. Anstatt sie sich selbst zu überlassen oder schlimmer noch, sie sterben zu lassen, kümmerten sich die anderen Mitglieder der Gruppe um sie und teilten ihr Futter mit ihr.
Vier Jahre später waren Rainer und seine Frau Silke auf einer Seereise in der Algoa Bay in Südafrika und folgten einer Gruppe von 1000 Delfinen, die Sardinen jagten, als sie die Überraschung ihres Lebens erlebten. Als die Wale plötzlich beschleunigten, bemerkten Rainer und sein Team eine Gruppe von 5 Orcas, die Delfine jagten. Rainer sagte: ′′Wir erkannten, dass einer der Killerwale unsere alte Freundin Sira war, der behinderte Orca, den wir 2013 getroffen hatten. ′′
Als Rainer und Silke Sira zum ersten Mal sahen, schien der junge Orca dem Rest der Gruppe aus der Ferne zu folgen, schwamm langsamer als der Rest und war unfähig zu jagen. Aber 4 Jahre später war das Paar überrascht zu sehen, dass Sira nicht nur fast erwachsen geworden war, sondern dass sie offenbar die Anführerin der Gruppe wurde.
Solidarität unter den Orcas
Berichtet Schimpf und fotografiert eine Gruppe, die aus sieben Mitgliedern bestand – einem Weibchen mit verbogener Rückenflosse, vier weiteren Weibchen, einem „riesigen Männchen“ und dem behinderten jungen Männchen – als sie einen Brydewal jagten und töteten, der 15 Meter lang war und enorme 15 Tonnen wog. Schimpf erklärte, dass der junge behinderte Schwertwal auf Distanz blieb, während der Rest der Gruppe den Brydewal an der Oberfläche und dann in den Tiefen des Ozeans jagte. „Er war mutig und neugierig genug, um nahe an das Boot heranzukommen und uns zu inspizieren, aber nach einer Weile verschwand auch er, vermutlich um zum Walschmaus darunter abzutauchen“, erklärte Schimpf.
Diese Wale sind extrem soziale Lebewesen mit starken Interaktionen und Bindungen. Meeressäuger leben in Gruppen, organisieren sich um zu jagen und sie helfen und unterstützen sich.
Eine ähnlich herzerwärmende Begebenheit ereignete sich im Januar dieses Jahres, als ein Großer Tümmler mit einer Fehlbildung der Wirbelsäule in eine Gruppe von Pottwalen aufgenommen wurde.
Eine Einladung zum Handeln
Diese inspirierenden Geschichten aus dem Meer sollen uns daran erinnern, dass diese intelligenten, mitfühlenden Tiere sich gegenseitig helfen, aber unsere Hilfe noch mehr brauchen. Denn im weiten Ozean wird es eng für die Meeressäuger durch die Meeresverschmutzung, Zerstörung ihrer Lebensraumnischen, Überfischung, Geräuschverschmutzung der Meere etc.
Wie wäre es eine Meeresschutzorganisation (siehe unten) zu Unterstützung, um dieser zauberhaften, hoch entwickelten Wesen den Schutz zukommen zu lassen, den sie mehr als verdient haben. Und wenn die obigen Geschichten nicht Argumente genug sind, möchte ich noch daran erinnern, dass jeder zweite Atemzug von Dir 😊 aus dem Meer kommt.